Kinga Fabó: Ich bin keine Stadt

Ich bin keine Stadt: ich habe weder Lichter noch
Schaufenster. Ich sehe gut aus.
Ich fühle mich gut. Du hast mich
aber nicht eingeladen. Wie
bin ich hierhergekommen?

Du würdest alles für mich tun, nicht?
Dann lass es uns tun! Ein Angriff.
Eine simple Spielzeug-
frau? Ich ziehe mich an, kleide mich,
kleide mich selbst.

Das Ankleiden bleibt.
Ich funktioniere, weil ich funktioniert werde.
Nur funktionieren kann ich.
(Ich bedeute niemandem etwas.)
Was fehlt denn dann?

Beide sind Männer, wenn auch getrennt.
Laufende Magie. Alles drunter und drüber.
Langsam, gnadenlos.
Ein neuer kommt: fast perfekt.
Ich schlucke.

Ich schlucke auch ihn.
Er ist zu kostbar, um sich
auf diese Weise zu verschwenden.
Ich würde ihn nehmen: wenn er wüsste,
dass ich ihn nehmen würde.

Aber er weiß es nicht. Mein Liebster ist verrückt.
Er ist voll von sich, doch vergeblich: er ist nutzlos
ohne den Mond, er kann sich,
will sich nicht ändern,
wie drehende Stahlkugeln: Treiben,

das Blau treibt weg.
Er duldet Gewalt an sich selbst, ich hatte Angst,
er würde sich zusammennehmen und
um Gewalt bitten.
Ich beobachtete mich,

mit neuer Gleichgültigkeit geboren:
(wenn ich ihn zum Schmelzen bringen würde!)
störrisches, blödes Gejaule. Sie haben ganze Arbeit an ihm geleistet.
Jetzt ist er in einer Übergangsphase.
Er ist ein See, der seine Ufer sucht.

Aus einer von der Autorin genehmigten englischen Übersetzung mit freundlicher Genehmigung übertragen von Johannes Beilharz.

Erstveröffentlichung im Feuilleton von Fixpoetry 2017.

Hier erneut veröffentlicht zum Gedenken an die am 4.3.2021 verstorbene ungarische Lyrikerin.

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